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Test: Bell Bullitt Retro-Helm


tralf

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Ich erhielt eine Mail, dass ab sofort der Bell Bullitt Retro-Helm in neuen Designs für 2015 verfügbar ist und auf eine Probefahrt wartet. Der Helm sah auf den ersten Blick so 70er aus, dass ich irgendwie nicht die Finger von lassen konnte. Gerade das Bubble-Visier lies mich beim Anblick schmunzeln. Also habe ich mir ein Testmuster bestellt und meine Erfahrungen damit könnt ihr in den folgenden Zeilen lesen.

 

Das Dekor RSD VIVA war sofort verfügbar, es ist dann dieser Helm in L geworden. Ich hätte ja lieber das Barn Fresh Design gehabt. Im Lieferumfang des Helms sind das Bubble-Visier, ein normales Visier und ein Helm-Beutel.

Der Helmkauf ist immer viel schwieriger als der restliche Motorrad-Bekleidungskauf. Damit ein Helm passt und beim Fahren nicht stört muss er für mehrere Stellen des Kopfes geeignet sein. Die Nase, das Kinn, die Ohren und der obere Schädel, alles muss mit rein und darf nicht drücken oder zu locker sitzen. Bevor ich jetzt genauer auf den Helm eingehe, erkläre ich mal kurz meinen Helm-Hintergrund. Denn oftmals bleiben die Hersteller bei gewissen Grundparametern, so dass prinzipiell ein Helm eines Herstellers immer wieder in folgenden Modellen passt.

 

Bell Bullitt Special Edition: RSD Viva und Barn Fresh

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Meine Kopfform lässt sich kurz als Shoei-Rübe bezeichnen. Es passen mir wie angegossen der XR-1000, XR-1100 und der GT-Air. Beim HJC RPHA10 stößt die Nase vorne an. Der Schubert SR1 drückt fies oben am Schädel. Bei Nolan/X-Lite bin ich schon den X-802R und X-1003 gefahren und beide Helme passten oben perfekt, aber unten am Kinn war das Platzangebot zu gering, so dass es beim Fahren leicht stört. Beim X-1003 mehr als beim X-802R.

 

Der Bell Bullitt lässt sich von der Passform mit den X-Lites vergleichen. Oben rum ganz gut, unten am Kinn leider etwas wenig Platz für mich. Ich hoffe das hilft jetzt einigen, sich selbst mit der Kopfform einzuordnen.

 

Der Bullitt ist Retro durch und durch. In erster Linie durch sein Äußeres, das an den „Bell Star“ aus den 70er Jahren angelehnt ist, aber auch innen ist alles recht puristisch gehalten. Als ich ihn das erste Mal sah, musste ich mich entscheiden, finde ich ihn hässlich oder ist er so retro, dass es schon wieder geil ist. Ich habe mich für die 2. Variante entschieden. Ich habe aber auch gegenteilige Meinungen im Umfeld vernommen. Aber trotz des Retro-Designs wird auf Sicherheit nicht verzichtet, der Helm erfüllt die ECE 22/05 Sicherheitsnorm.

 

Das Bubble-Visier:

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Die Schale ist aus einem Composite Fiberglas, innen sorgt expandiertes Polystyrol (EPS) für die Stoßabsorption. Das Gewicht liegt bei 1475 Gramm. Kein Leichtgewicht, aber auch nicht unmöglich schwer. Es gibt keine zentimeterdicken Polster oder viele Komfortfunktionen. Der Helm ist generell recht klein von der Grundschale her, bei gleich bleibendem Kopfvolumen sind also die Innereien was dünner.

Direkt oberhalb des Visiers gibt es 5 runde Luftlöcher, die für die Belüftung der oberen Kopfhälfte sorgen. Ein Schlitz am Hinterkopf befördert die Luft nach außen. Am Kinn gibt es eine von innen verschließbare Belüftung. Obwohl beide Visiere kein Pin-Lock besitzen beschlagen diese nicht. Beim Bubble-Visier sammelt sich mit der Zeit das Kondenswasser im unteren Bereich, stört aber nicht.

Die Visiermechanik hat bis auf die Position ganz oben keine Rastung. Wechseln lässt es sich nur mit Werkzeug, da die Halterung geschraubt ist. Betätigt wird das Visier links durch eine seitliche Lasche aus Leder. Interessantes Detail: komplett geschlossenen wird diese Lasche durch einen Magneten am Helm fixiert. Sehr gut ist das Sichtfeld, wo man nichts mehr vom äußeren Rahmen im peripherem Sehen bemerkt.

Die Verarbeitung der Materialen wirkt sehr hochwertig. Alle Stellen mit Kopfkontakt sind aus braunem Velour, am Halskragen außen kommt Leder zum Einsatz. Das Innenfutter ist komplett herausnehmbar und waschbar. Der Riemenverschluss ist in sportlicher Doppel-D Ausführung.

 

Das Interieur:

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Die Aerodynamik ist bis ca. 130 km/h auf der Z1000 sehr neutral. Bei höheren Geschwindigkeiten bemerkt man einen leichten und zunehmenden Auftrieb. Ich habe beide Visiere getestet, es hätte ja sein können, dass sich das Bubble-Visier anders verhält, das ist aber nicht so.

 

Kommen wir zu den negativen Eigenschaften, denn die hat der Helm leider auch.

Ich habe meine Tests im Frühjahr bei ständig unter 20°C gefahren und dann war mir der Helm durchweg zu kalt. Es zieht von unten nach oben außen an den Augen entlang, bei kalter Luft fangen so die Augen an zu tränen.

Ein weiterer Punkt ist die Geräuschkulisse. Bereits ab 30 km/h hört man deutlich niederfrequente Windgeräusche, wie man es bei Kameraaufnahmen im Wind kennt. Und dieses Rauschen verstärkt sich mit steigender Geschwindigkeit immer mehr und es kommt ein höherfrequentes Pfeifen hinzu. Es ist der lauteste Helm, den ich bisher gefahren bin.

 

Die Crash-Eigenschaften konnte ich (glücklicherweise) nicht testen. Da müssen Prüflabore ran.

 

Rundumansicht mit dem verspiegelten Visier

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Der Abluftschlitz

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Unten mittig ist die Lasche zur Visierbetätigung zu sehen

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In freier Wildbahn (beachtet bitte die Reflexion, toll nech? :mrgreen: )

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Fazit: Der Helm ist für wärmere Temperaturen und moderate Geschwindigkeiten geeignet. Nichts für kalte Tage oder fürs sportliche Landstraßensurfen. Er passt sicher gut zu vielen sportlichen Oldtimern und klassischen Youngtimern, die bei bestem Wetter für kürzere Strecken bewegt werden. Mit einem Straßenpreis von 479€ für die von mir gefahrene Special Edition (429€ Standard) ist das schon eine Stange Geld für so einen eingeschränkt nutzbaren Helm. Wer die Blicke auf sich ziehen will, der ist mit dem Helm gut bedient.

 

P.S. Wenn man sich mit dem Bubble-Visier und in heller Textilkombi im Spiegel sieht, dann denkt man unweigerlich an einen Astronauten kurz vorm Abflug. ;-)

 

P.P.S. Eine abgespeckte Version dieses Artikels wird, für mich sozusagen als Schreiberling-Premiere, im Kradblatt 05/2015 abgedruckt.

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Ich bewundere deinen Mut, so einen Helm zu fahren und wollte auf diesem Wege fragen...

 

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Bearbeitet von Svenson
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Mir ist das Teil auch schon aufgefallen, ich finde den irgendwie geil. Ich kann noch nichtmal sagen ob der weiße oder der blaue besser ist ... tendeziell blau. Das Visier finde ich gerade scharf, auch wenn man sich sicherlich etwas zum :horst: macht, wenn da das optische Gesamtpaket aus Fahrer, Klamotten und Moped nicht stimmt.

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ne der sieht mist aus der Bell...... zumindest für normalo biker mit modernen Bikes ist das optisch ein NO GO.

 

 

Wo wir gerade bei häßliche Helme sind..... (-.

 

Alle wollen im moment die hier . Masei Helme. Fragen mich soviele nach ... schon heftig. zu bekommen im www

 

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Bearbeitet von Lasertom
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Muahahaha, Iron Man lässt grüßen, or what? Falsche Farbkombi aber ;). Mal ehrlich: Damit sieht man doch schon allein nullkommanix?!

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@tralf.

 

bist du den Helm mit "Bubble Visier" auch gefahren oder nur Anprobe? Wie ist es da mit Windgeräusche und / oder Druck / Sicht ??

 

Ich denke im Classic Bereich oder vielleicht sogar im Classik Racer Bereich könnte er sicher Anklang erhalten, da Bell da ja eh sehr hoch vertreten ist....

 

Würde mich trotz alledem mal interessieren ob es Negatives zu beanstanden gibt ,mit dem Helmvisier beim Fahren unter Beschleunigung

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Ich habe den Helm fast ausschließlich mit Bubble-Visier gefahren. Meine Erfahrungen stehen oben drin. Bis auf das Kondenswasser was sich unten bildete nach einer Weile keine Probleme mit diesem Visier.

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Ich find die Masei Helme absolut geil, vorallem in mattschwarz oder oliv.

 

Allerdings nur mit Dot und im Endeffekt ist es nur ein Jethelm. Also nichts für mich.

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  • 3 Jahre später...

Mittlerweile habe ich den Helm auch in Berlin schon ein paar mal gesehen. Auf Bobbern oder Scramblern oder wie das Retro-Zeugs heute alles heißt. Leider keinen einzigen mit Bubble-Visier. Dabei ist das der Hingucker.

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