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IGNORED

Mein zweites Zweirad-Schätzchen wurde ein Komplett-Umbau


Primus

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Moin zusammen,

 

Da ich beruflich KFZ-Meister bin und mein größtes Hobby die zweirädrigen Lustbefriediger sind, dachte ich, ich zeige euch mal was ich sonst so im Zweirad-Bereich treibe.

Ich war schon immer Individualist und Optimierer, wenn mir etwas an einem meiner Bikes nicht zugesagt hat, habe ich es geändert.

Ich fahre ein Motorrad probe, erkenne die Basis und die Qualitäten und stelle daran fest, was daraus werden könnte.

 

Ähnliches trug sich im Jahre 2015 zu.

 

Ich fuhr nachdem ich meine SC59 Fireblade abgegeben hatte eine Honda X11 probe.

Eine Honda X11 ist ein drehmomentstarkes Nakedbike, mit sportlichen aber auch touristischen Genen, welche Sie von der CBR1100XX Superblackbird bekommen hat.

Im groben ist die X11 eine unverkleidete Superblackbird mit etwas mehr Drehmoment im mittleren Drehzahlbereich.

 

Zu den Fakten (Serie):

 

-1100cm³

-136Ps

-117Nm

-240kg

 

-0-100 in 2,8 Sekunden

-Topspeed > 250km/h

 

Bei der Probefahrt konnte mich der Motor sofort begeistern, permanente Kraft in allen Lebenslagen und ein grandioses Motor / Ansauggeräusch.

Die Sitzposition war auch super, lediglich das Fahrwerk war bei der gealterten Lady nicht ganz standesgemäß ebenso hatten die Bremsen, durch das Combined Brake System (vorne und hinten bremsen gleichzeitig), keinen knackigen Druckpunkt und reagierten träge.

 

Dennoch kaufte ich den Stuhl.

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In den ersten Monaten erfolgte dann die Standard-Kür, Kennzeichenhalter, Blinker, Spiegel, Hebel und ähnliches wurden getauscht.

Die Heckunterverkleidung musste ebenfalls getauscht werden um einen vernünftigen Kennzeichenhalter anbringen zu können.

 

Anschließend mussten die zwei Kaminrohre einer Stalinorgel von höchster Güte weichen. Dem Fahrwerk nahm ich mich ebenfalls an und Spendierte ein voll einstellbares Federbein.

Sowie härtere Gabelfedern.

 

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Anschließend wurde die Maschine auf die "Katlos-Variante" umgerüstet, dies ist tatsächlich problemlos möglich, da die Maschine nur ungeregelte Kats hat und ihre Grenzwerte dennoch einhalten kann.

Dies resultiert dann in einer leicht besseren Leistung. Nämlich 140 Ps und 120Nm. So wurde Sie auch außerhalb Europas verkauft, da dort ohne Kat.

Nach einigen Touren und Probefahrten, bei denen sich ein Kumpel die Zähne an dem Ofen ausbiss, da er 0-100 / 100-200 keine Chance mit seiner 1000er Yamaha RN12 in Sachen Durchzug hatte.

Kurzerhand taufte er, nachdem er die Maschine ursprünglich immer "fette Kuh" genannt hatte, die Maschine um und nannte Sie fortan "BossCow" und kümmerte sich auch prompt um eine Folierung.

 

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Da ich mit den Bremsen trotz Brembo-Sinter Therapie immer noch nicht zufrieden war und mir das Fahrwerk immernoch nicht dem sportliche Potential der Maschine gerecht wurde, musste andere Ideen her.

Nach einiger Recherche und viel abgleichen von Daten aus Honda Werkstatt-Literatur und Ersatzteil-Katalogen, entschied ich mich die Vorderradgabel und das Bremssystem in Rente zu schicken.

Der Plan stand fest, die voll einstellbare Upside-Down Gabel einer SC57 Fireblade sollte den Weg ins Bike finden, ebenso deren Bremssystem.

 

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Das bedeutete, dass ich viele unkonventionelle Wege beschreiten müsste, vor dem Hintergrund, dass alles eine Tüv-Abnahme bekommen sollte.

Da mir das Thema aus der Vergangenheit aber schon bekannt war und ich micht mit Motorrad Fahrwerken und deren Umbau bereits auskannte, nahme ich die Challenge an.

In der Vergangenheit hatte ich schon Gabelbrücken geplant und einen bekannten durch seine CNC-Fräse jagen lassen, was sollte also schief gehen?

Hier einpaar Auszüge früherer Konstruktionen:

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So viel Aufwand war zum Glück bei diesem Umbau nicht nötig, die X11 und die Fireblade teilen sich den gleichen Lenkkopfdurchmesser und das gleiche Joch, folglich konnte man die Fireblade-Gabelbrücken mit einigen kleinen Anpassungen verwenden, ebenso das Joch.

Also konnte ich nach kurzer Zeit schon einiges zusammenbauen.

 

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Die Gabel habe ich auch noch überholt und mit standfesteren Komponenten aus dem Motorsport bestückt.

 

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Größere Probleme machte da das Felgen / Bremsen - Problem. Die originale Felge der X11 hätte gepasst, von der Breite und vom Durchmesser des Lagers, da man die Lager der Fireblade in die X11 Felge hätte pressen können.

Da ich aber keine Bremsscheiben gefunden habe, welche auf den sehr diffusen Lochkreis der X11 Felge gepasst hätte um ohne Adapter zu den Fireblade Bremszangen zu passen, musste eine andere Lösung her.

Die Bremsscheiben der X11 hatten die falsche Topftiefe / Versatz um mittig in den Fireblade Bremssätteln zu laufen. Kurzerhand habe ich dann entschieden eine Fireblade-Felge zu nutzen, die passte 1a in die Gabel und somit gab es auch passende Bremsscheiben.

Ich entschied mich aber nach einiger Recherche für die Felge eines älteren Fireblade-Modells (SC44), da diese über die größten jemals in einer Fireblade verbauten Bremsscheiben verfügte nämlich 330mm. Somit konnte ich den besten Bremssattel der vergangenen Blades (SC57) mit dem gößten Bremsscheiben-Durchmesser kombinieren. Die Firma ABM baute mir nach meinen Messungen individuelle Bremsleitungen, welche zu meinem Setup passten. Ebenso fand ein leichter Carbon-Kotflügel den Weg ans Bike.

 

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Da der hintere Bremssattel der X11 über zwei separate Anschlüsse verfügte, was durch das kombinierte Bremssystem zustande kommt. (Ein Anschluss für einen Kolben der von vorne "mitbedient" wird und ein Anschluss für zwei Kolben die durch die Fußbremse betätigt werden.)

Wurde dieser kurzerhand mit einer Doppelhohlschraube kurzgeschlossen, sodass alle 3 Kolben durch die Fußbremse aktiviert werden können.

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Anschließend musste an der Elektrik und einigen anderen Bauteilen noch einiges verändert werden. Ebenso mussten die neuen Touren-Stummellenker montiert werden.

Ein Bremshebel musste aufgrund des Wechsels von X11 Handbremspumpe zur SC57 Handbremspumpe sonder gefertigt werden, da er zum alten Kupplungshebel optisch passen sollte, aber eben in der Handbremspumpe der Fireblade montiert werden sollte.

Dazu gab es noch schicke Gabelsterne um die Gabel schnell einstellen zu können.

 

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Dann kam irgendwann das große Finale, der Tüv gab seinen Segen, alles wurde abgenommen und eingetragen.

Daraufhin folgten viele Einstellungs-Fahrten um das Fahrwerk perfekt abzustimmen. Luftpolster / Ölmengen Verhältnis wurde nochmals angepasst, das Lenkkopflager nochmal gelöst und etwas weniger vorgespannt, die Gabeleinstellung durch viele Fahrten ausgelotet etc.

Bis das Motorrad wie ein Supersportler klar definiert und super präzise durch die Kurven gestochen ist.

 

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Zu guter letzt gab es noch eine kleine Anpassung durch einen Power-Commander wodurch nun satte 144Ps und 121Nm am Hinterrad zerren.

Natürlich ist dies nur eine grobe Übersicht über die ganzen Arbeiten und es gab noch viel mehr zu tun, aber ich denke ihr bekommt so einen Eindruck meiner Passion.

 

Die Linke zum Gruß Sebi

 

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Toller Bericht und Hut ab wegen dem Aufwand. :thumbs_up:
Die X11 ist auch ein interessantes Motorrad. Der speziellen Optik und des Preises wegen verkaufstechnisch eher eine Randerscheinung. Vor allem war zu der Zeit noch Vollverkleidung angesagt. Qualität und Haptik aber auf hohem Level, wie fast alles was Honda in der Zeit auf die Räder stellte. Irgendwie passt die X11 auch in die Kategorie einer Z H2. 

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vor 1 Stunde schrieb Mopedbengel:

Da hast du aber viel Arbeit reingesteckt Top :respekt:

Kommst du aus meiner Ecke wegen dem BM Kennzeichen ?

Aber sowas von, ich wohne seit anbeginn meiner Zeitrechnung im Erftkreis.

Am 9.11.2020 um 16:01 schrieb Frank:

Toller Bericht und Hut ab wegen dem Aufwand. :thumbs_up:
Die X11 ist auch ein interessantes Motorrad. Der speziellen Optik und des Preises wegen verkaufstechnisch eher eine Randerscheinung. Vor allem war zu der Zeit noch Vollverkleidung angesagt. Qualität und Haptik aber auf hohem Level, wie fast alles was Honda in der Zeit auf die Räder stellte. Irgendwie passt die X11 auch in die Kategorie einer Z H2. 

 

Das ist irgendwie auch der Grund warum ich eine ZH2 fahre. Klingt komisch, aber ich habe auf Hornets das Fahren erlernt, bin dann in die Supersport-Ecke abgebogen und dachte mir dann nach einpaar Jahren: "Aufrecht sitzen die Könige, nur der Pöbel buckelt."  Dann wollte ich zurück in den Naked-Bereich. Leider haben die Supersportler nun mal die starken Motoren. Verwöhnt vom Drehmoment und der Drehfreude blieb dann nur noch der Griff zu einem Naked-Bike was eine schöne Drehmoment-Entfaltung hat. Dann bin ich die X11 probegefahren und war verliebt. Die Leistungsdaten von 136Ps und 117Nm (kat) oder 140Ps und 120Nm (Katlos) scheinen auf dem Papier kaum spannend, allerdings ist der Drehmomentverlauf ne Wucht und das Teil ist das einzige Honda-Nakedbike, was dir serienmäßig auch bei 250km/h die arme noch lang ziehen kann, weil Sie gnadenlos weiter durchlädt. Nach GPS habe ich auf der X11 266km/h geschafft, dann ging mir die freie Strecke aus. Das Ding hat echt einen Traum von Motor. Fahwerk und Bremse waren auch damals nicht schlecht und absolut State of the Art, allerdings mittlerweile halt schon echt veraltet und leider im Gegensatz zum Motor wird das Fahwerk dem sportlichen Anspruch und den sportlichen Genen nur halbwegs gerecht. Daher dann die Idee zum Umbau. Ich fahre Sie immernoch gerne, die X11 fährt wie auf Schienen, super stabil sehr geiles handling und schluckt dabei alle Unebenheiten. Einfach perfekt.

 

 

Mittlerweile habe ich den Bock einige Jahre und ich wollte ein weiteres Bike, etwas moderneres in die Garage holen. Eigentlich sollte es etwas ganz anderes werden. Vielleicht ne Enduro?

Allerdings bin ich dann durch Zufall die ZH2 von nem Bekannten gefahren und dann wars um mich geschehen. Vom Typ her passt eine ZH2 eher zu den Muscle-Bikes wie B-King, X-11 etc. als zu den Hypernakeds.

Fahrerisch fühlt sich die ZH2 wie eine der alten Big-Fours an nur mit nem Nachbrenner. Joah und so kam ich dann zu einer ZH2.

 

Am 9.11.2020 um 12:41 schrieb waldo:

Boah, was für ein Aufwand. Mein Respekt :thumbs_up:

 

Am 9.11.2020 um 12:44 schrieb Kinderkram:

Top gemacht :thumbs_up::thumbs_up::thumbs_up:

 

Am 9.11.2020 um 16:12 schrieb hoschi:

ja, wirklich ein toller umbau, ein richtiges upgrade!

 

Am 9.11.2020 um 19:04 schrieb pepe_z1000:

Coole Aktion. Meinen Respekt hast du. Alles Hand und Fuß was du da gemacht hast. 

 

Am 9.11.2020 um 20:41 schrieb Ströbi:

Auch mein Respekt.  Toll, wenn man so etwas drauf hat.:thumbs_up:

 

Am 9.11.2020 um 21:03 schrieb Kalle:

Saubere Arbeit :respekt:

 

Euch allen und den anderen nicht zittierten Kollegen vielen Dank für die Blumen, es hat mich viel Zeit gekostet und tatsächlich zwischendurch auch ordentlich an meine Grenzen gebracht.

Dennoch ist meine Liebe zu den Zweirädern immer größer und ich Versuche Grenzen einzureißen.

 

Wenn jemand aus meinem Umkreis mal Hilfe am Bike braucht, ob bei Umbauten oder sonst wie, stehe ich gerne als helfende Hand zur Verfügung.

Bearbeitet von Primus
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