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IGNORED

Bilder und Erinnerungen aus dem (Motorrad-) Leben


Uhu

Empfohlene Beiträge

Liebe Z-Gemeinde,

wie ich als stiller Mitleser des Forums feststellen konnte, haben viele von euch schon ein langes und interessantes Motorradleben hinter sich. Vielleicht gibt es da die eine oder andere Erinnerung zu teilen, möglicherweise mit Bildern?

 

 

Ich fange gleich mal an, mit der ältesten Geschichte, die ich in meinem Leben mit Motoren verbinden kann. Sie geht ungefähr auf das Jahr 1974 zurück. Ich war 12 und begann in diesem Alter, immer engere Kreise um die dörflichen Werkstätten zu ziehen. Die heilige Stätte, an der sich mein religiöses Verhältnis zu Verbrennungsmotoren entzündete, könnt ihr auf diesem Foto eingekreist sehen. Dort fing alles an:

 

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Es war die Auto-Werkstatt Siegfried Ns. Diese bestand aus einem Backstein-Gebäude mit angrenzendem Mini-Schrottplatz, auf dem sich neben ein paar Fahrzeugwracks Berge von ausgedienten, ölverschmierten Motorblöcken türmten. Siegfried N. hatte zerschundene Hände, ein verletztes Auge, war immer schwarz vor Dreck und fluchte den ganzen Tag lang. In seinem Äußeren spiegelte sich jahrelanger, verzweifelter Umgang mit verwahrloster Technik und undankbaren Kunden. Er schraubte viel und telefonierte noch mehr. Dem Termindruck hielt er stand, indem er mehrfach täglich ins benachbarte Jägerstübchen ging und Korn trank. Siegfried N. flößte mir als Kind Angst ein, und doch fand ich eines Tages den Mut, ihn nach einem seiner Schrott-Motoren zu fragen. „Ja reite mich der Geist, was willst du denn mit dem Dreck?“, kam seine Antwort. „Auseinanderschrauben, nur so.“  „Ja scheiß der Hund aufs Feuerzeug, habt ihr Jungs nichts Vernünftigeres im Kopf?“ Dann ging er mit mir raus, legte einen seiner schweren, schwarzen Arbeitsschuhe an ein schlammig-korrodiertes Vierzylinder-Triebwerk aus unbestimmter Zeit und sprach: „Hier, den kannst du mitnehmen.“ Das war’s. Und weg war er wieder, in seinem Büro. Mit einer Schubkarre rückte ich eine Viertelstunde später an und fuhr das sauschwere Teil, wackelnd und in Schlangenlinien, zu mir nach Hause. Was dann kam, war wenig kunstgerechte Mechanik. In meinem Zimmer richtete ich mir eine Schranknische für Motor-Innereien ein. Bei schweren Schulaufgaben gab mir ihr Anblick von nun Halt. Abends schlief ich ein, umgeben von ihrem wunderbaren Duft. Ich wurde süchtig und kann mir heute ein Leben ohne Verbrennungsmotoren nicht mehr vorstellen. Danke dafür, Siegfried N.!

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Das Motorrad – mit 13, meine Bibel. Da gab es alles: Motorräder, Technik, Reisen, Rennen – und auch eine Frau. Die Frau aller Frauen. Göttliches Luder in teuflischem Leder. Ilse Reuter. Das Motorrad – mit 13, das Reich meiner Träume.

 

 

 

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Tja, das waren die ersten Motorradhefte, die mir zu Hause durch meinen Vater in die Finger gefallen sind. Der hatte mit Moppeds eigentlich gar nichts zu tun und wollte mir einfach Freude bereiten. Meine Mutter hätte ihn dafür am liebsten gewürgt. Ab da habe ich bis heute jedes Heft gelesen. Allerdings bin ich schon ˋ74 oder ˋ75 angefixt worden, als bei meinem Cousin in Esens einige „Das Motorrad“ rumlagen und ich mit ihm auf seiner Yamaha RD 350 mitfahren durfte. Ohne Helm und mit ordentlich Schmackes. Toll und sehr nachhaltig!

 

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Bearbeitet von Neander
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Oh Mann, Neander, an jede der drei Titelseiten kann ich mich noch erinnern! Die Motorradzeitung habe ich damals wirklich von A bis Z gelesen, inklusive Anzeigenteil und Werbung. Die Van Veen Wankel hatte es mir nach diesem Fahrbericht sehr angetan. Ein Über-Motorrad mit 100 PS, das damals schon knapp 25000 DM kosten sollte. Aber leider war ich, als dieser Artikel herauskam, auch für die 50er noch zu klein. Führerschein Klasse 4 durfte ich erst 1978 machen. Da traf ich dann allerdings eine wenig rühmliche Entscheidung...

 

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Es wurde diese Honda CB 50. Das langsamste Mokick der Welt. Die Freunde spotteten, „Mokack“, aber es sagte mir zu, trotz seiner mi­se­rablen Fahrleistungen. Einzig und allein, weil es einen Einzylinder-Vier­takter hatte. Und diese Motorbauart war für mich seit einem Jahr der Inbegriff mechani­scher Anbetungswürdigkeit. Im Sommer 1977 hatte Das Motorrad getitelt: „Yamaha XT 500 - Konkurrenzloser Einzylinder“. Seitdem schnitt ich jede noch so kurze Presse-Notiz zu dieser Maschine aus und klebte sie, mit den entsprechenden Bildern, in ein eigens dafür gekauftes Fotoalbum. Das las ich zu meiner Erbauung, wenn mich meine CB-50 mal wieder gefrustet hatte. Denn, ehrlich gesagt, man mochte dieses schwindsüchtige 50er-Motörchen noch so untertourig fahren, es bedurfte eines wirklich gefestigten Glaubens, um aus ihm den charakteristischen Schlag der XT 500 herauszuhören.

 

Das Album mit den Presseausschnitten zur XT habe ich übrigens heute noch...

 

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Prägend war natürlich auch die Werbung zu den damaligen Sportmotorrädern:

 

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Hallmackenreuther

Ob das mit dem "Super-Handling" bei der Z1000 so stimmte, sei mal dahingestellt...:huh:

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Das Geburtsdatum wird aus den 60ern sein, denn Hallmackenreuther ist definitiv aus der Feder von Loriot entsprungen. Das muss an schon aktiv im TV gesehen haben 😏

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Hallmackenreuther
vor 2 Stunden schrieb roBearZ:

Für die damaligen Verhältnisse denke ich schon

Ok, das wird wahrscheinlich stimmen, denke, dass das Teil >250 kg lag. Sollte auch nicht abwertend sein, finde die alte Kawas total klasse, kann das aber auch wirklich nur optisch beurteilen.

@eğri çizikleriSehr gut beobachtet :thumbs_up:

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Bearbeitet von Hallmackenreuther
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Das Buch von Ilse Reuter hab ich Anfang der 80er begeistert gelesen . Ende der 80er hat das Geld für eine Moto Guzzi Le Mans 2 gereicht

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Bearbeitet von Stolli
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Was für andere der Schulmädchen-Report war, war für mich Ilse Reuters Motorrad-Report. Dieses Buch habe ich bis heute. Darin steht auch ein Kapitel zu meinem ersten Motorrad, einer 1979er Z 400.  Ilse Reuters "Reports" waren alle ziemlich hart. Da wurden die Schwächen jedes einzelnen Motorradmodells bis aufs Kleinste aufgedeckt. Solche Art von Motorrad-Journalismus findet man heute kaum noch. Ob es dafür aber auch noch Leser gäbe?

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Der erste Winter mit ihr war lang. Ich habe meine Z 400 jeden Tag "unten in der Garage" besucht, von Frühling geträumt und still zufrieden geraucht.

 

 

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Gast Mystic-Healer

@Uhu Deine Erfahrungen zu den Fahrleistungen mit der CB 50 kann ich nicht teilen. Ich habe sie damals gerade wegen der guten Werte gekauft. Zwei meiner Freunde fuhren schon eine und beide Mokicks liefen laut Tacho locker 60 km/h, Serie. 
Als ich meine bekam, konnte ich mich ebenfalls über diese Geschwindigkeit erfreuen, obwohl damals nur 40 km/h erlaubt waren, wenn ich mich recht erinnere. Also für mich war das damals ein echtes Highlight nach der Mofazeit. 

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Ja, Mystic-Healer, da gebe ich Dir recht. 60 km/h auf ebener Strecke waren mit der CB 50 möglich. Vor allem bergab war das Ding unglaublich. Die Drehzahlmessernadel stand dann jenseits des roten Bereichs, senkrecht nach unten, dort,  wo es keine Zahlen mehr gab. Und dann kam der nächste Berg... Insgesamt war ich unter meinen Freunden immer der lahmste, weil die hatten Kreidler-/Zündapp-/Hercules-Mokicks mit Kleinkraftradmotoren.

Da wir schon einmal in der Mofa und Mopedzeit sind. 1977, wenig nach meinem 15. Geburtstag, verkaufte mir mein Freund Rocco für 100 DM eine gelb-schwarze (!) Hercules HR 1 (Hobby-Rider) mit Handschaltung und hochgelegtem Auspuff. Das Ding war zwar immer wieder kaputt, aber welch ein erhebendes Gefühl, wenn sie dann doch einmal lief. Kupplung, erster Gang, zweiter Gang, Straße, Fahrtwind, Landschaft, Himmel. Gefühl von Freiheit, aber immer auch Besinnung auf den duldsamen Motor, den leidenden Kolben, das Pleuel – wie sie sich mühten um Kraft nach vorn, um Leben aus Alu und Stahl. Ich verdrängte ihren möglichen mechanischen Tod und blieb am Gas. Die Betriebserlaubnis von dem Teil habe ich auch bis heute aufbewahrt:

 

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vor einer Stunde schrieb Uhu:

Was für andere der Schulmädchen-Report war, war für mich Ilse Reuters Motorrad-Report. Dieses Buch habe ich bis heute. Darin steht auch ein Kapitel zu meinem ersten Motorrad, einer 1979er Z 400.  Ilse Reuters "Reports" waren alle ziemlich hart. Da wurden die Schwächen jedes einzelnen Motorradmodells bis aufs Kleinste aufgedeckt. Solche Art von Motorrad-Journalismus findet man heute kaum noch. Ob es dafür aber auch noch Leser gäbe?

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Der erste Winter mit ihr war lang. Ich habe meine Z 400 jeden Tag "unten in der Garage" besucht, von Frühling geträumt und still zufrieden geraucht.

 

 

Das waren auch noch aussagekräftige und informative Tests. Heute bekommt man nur noch Geschwurbel von weichgespülten Schwätzern zu lesen. Bloss keine Kritik am getesteten Produkt verlautbaren lassen.

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